
„Gott sei Dank, dass das Morden nun ein Ende hat.“ schreibt der damals 72-jährige Chronist P. Erhard Danzer am letzten Kriegstag in Lambach in die Chronik des Stiftes.
Lesen wir, wie P. Erhard den 4. Mai 1945 beobachtet und festgehalten hat:
4. Mai 1945 – Freitag früh +1°R [Anmerkung: 1 Grad Réaumur sind 1 Grad Celsius] und dicker Nebel. Um 7:00 Uhr Requiem, da waren die Sängerinnen in großer Aufregung, weil der Gauleiter in der Nacht eine Rede hielt, dass der Kampf wieder aufgenommen werden müsse, auch die Brücken sollen gesprengt werden etc. Wegen dieser Aufregung ist ziemlich schlecht gesungen worden, um 8:30 Uhr war Kleinalarm, man hörte auch einige Flieger, unter Tags war da nichts mehr zu hören.
Mittags war der Kriegspfarrer hier und sagte, dass der Bürgermeister es abgelehnt hat die Brücken zu sprengen, außer es kommt ein schriftlicher Befehl von der Militärbehörde. Heute ist es den ganzen Tag schön und sonnig, es geht aber ein ganz kalter Wind und der Schnee geht im Gebirge noch recht tief herunter. Von den Buben [Anmerkung: es sind die Zöglinge der NAPOLA, welche in das beschlagnahmte Stift einquartiert waren.] habe ich heute noch keinen gesehen. Sie scheinen doch schon alle fort zu sein. Die Amerikaner sind gestern schon in Haag angekommen.
Den ganzen Nachmittag hörte man von Westen her Kanonen und Maschinengewehre, ich habe im Schwesternzimmer längere Zeit zugehört. Um 5:00 Uhr abends hieß es, sie seien schon in Oberschwaig. In Stadl sind schon die Schule und [Kloster] Nazareth weiß geflaggt. Um 5:30 Uhr abends habe ich im Schwesternzimmer mein Brevier gebetet, da war von Schüssen nicht mehr viel zu hören. Um 7:00 Uhr abends ist der erste amerikanische Panzer die Bahnhofstraße hinab gefahren, wir haben vom Refektorium aus zugesehen. Vorher kamen schon einige amerikanische Auto die Bahnhofstraße herauf von Wels her, das auch schon besetzt ist.
Zugleich gab es ein Wettrennen zum Bahnhof, wo ein Zug (oder Magazin) mit Nahrungsmittel ausgeplündert wurde. Es war ein wirkliches Rennen zumeist mit allen möglichen Fahrgelegenheiten wie Radlböcken, Schubkarren, Kinderwagen und Handwagen in allen Größen, auch Pferdegespann und Auto waren beteiligt und kamen alle mit Lebensmittel beladen zurück.
Nach dem Panzer kamen Auto mit amerikanischen Soldaten, als sie ausgestiegen waren, nahmen sie manchen Hamsterern die Lebensmittelpackl einfach weg, besonders die Holzkistl mit Branntweinflaschen. Mehrere von den Soldaten hatten sich die Edter Gemeindekanzlei [Anmerkung: damals gegenüber der Nordseite des Stiftes] als Quartier erkoren und da gesperrt war, hat einer mit einem Fußtritt die Tür eingerammt; ein anderer hat einen Mann angehalten der auf seinem Radelbock so ein verdächtiges Holzkistel hatte, das Kistl gleich aufgebrochen, eine Flasche heraus, ihr am Eisengeländer den Hals gebrochen und gesoffen bis sie leer war; wieder ein anderer war schon so betrunken dass er sein Gewehr an demselben Eisengeländer in mehrere Stücke zu hauen hat.
Das alles habe ich vom Refektorium aus mit eigenen Augen gesehen. Unterdessen wurde auch wieder mehr geschossen, im Westen hörte man immer in größeren Zwischenräumen dumpfe Schüsse wie von Kanonen, im Osten begann eine längere Schießerei mit Maschinengewehren. Im Bahnhof schien es zu brennen, dann begann die sogenannte Glasfabrik zu brennen und dürfte ziemlich ausgebrannt sein, und gegen 8:00 Uhr begann in Fischlham drüben am Abhang zur Hochebene hinauf ein Waldbrand, der jetzt um 9:00 Uhr abends noch andauert. Auch dumpfe Schüsse sind immer noch zu hören.
So sind wir also besetzt, und zwar nur von amerikanischen Soldaten, es sind auch einzelne Neger dabei.
Gott sei Dank, dass das Morden nun ein Ende hat.
„Gott sei Dank, dass das Morden nun ein Ende hat.“ Das würden wir heute auch gerne schreiben, und wissen leider um den Krieg in der Ukraine, im Heiligen Land, an so vielen Orten und in den Herzen nicht weniger Menschen.
Wir Mönche beten um Frieden und wir versuchen für den Frieden zu arbeiten. Das Wort des Heiligen Benedikt: „Suche den Frieden“ treibt uns dazu an.