Das Beinahe-Aus für das Kloster
Die Reformen, die Joseph II. im 18. Jahrhundert durchsetzte, trafen die Stifte besonders hart.
So wurden allein in Oberösterreich 24 Klöster aufgehoben. Das Stift Lambach hatte allerdings großes Glück: Das Kloster war zwar am Papier bereits aufgehoben, das diplomatische Geschick Abt Amandus Schickmayrs konnte es allerdings vor dem endgültigen Aus retten.
Das Leben im Kloster konnte also weitergeführt werden. Zwar wirkte der Abt ab 1784 nur noch als Administrator und die Zahl der Konventualen wurde auf 18 begrenzt, 1788 aber erhielt Abt Amandus aber die freie Verwaltung zurück.
Weinberge wurden verkauft
Dennoch mussten viel Besitz veräußert werden: Die Weinberge des Stiftes in Niederösterreich wurden verkauft, die im Keller des Klosters lagernden Weine versteigert. Auch alles entbehrliche Silber musste abgeliefert werden, sogar die Silberbeschläge der alten Bücher waren abzutreten.
Trotzdem blieb das Stift Lambach in dieser schwierigen Zeit ein herausragendes Zentrum der Musik- und Theaterpflege. Der Begründer der oberösterreichischen Mundartdichtung Pater Maurus Lindemayr und der Kupferstecher und Lithograph Pater Koloman Fellner sind berühmte geistliche Söhne dieses Abtes.
Ein ungebetener Gast
Fast alle Gäste waren im Stift Lambach willkommen – es gab aber auch Besucher, die nicht gern gesehen waren. Zu diesen gehörte zweifelsohne Napoleon Bonaparte. Und der zuvor erwähnte Pater Koloman Fellner hat Napoleon vor einem Anschlag gerettet.
Aber alles der Reihe nach. Französische Truppen fielen im Zuge der Koalitionskriege dreimal im Markt Lambach ein: 1800, 1805 und 1809. Von den enormen wirtschaftlichen Schäden dieser Tage konnte sich das Stift nur schwer erholen. Einige Kanonenkugeln in der Mauer rechts im Stiftshof erinnern Besucher bis heute an diese Ereignisse.
Dramatischer Vorfall bei zweitem Aufenthalt
Zweimal nächtigte auch Napoleon selbst im Stift: vom 2. zum 3. November 1805 und vom 2. zum 3. Mai 1809. Bei Napoleons zweitem Aufenthalt im Kloster soll es zu einem dramatischen Vorfall gekommen sein: Der Büchsenmacher Scherhauf aus Lambach war entschlossen, den Kaiser, den er als Ursache allen Übels in Europa sah, vom Torturm des Klosters aus zu erschießen.
Pater Koloman Fellner hatte aber von diesem Vorhaben gehört und konnte das Attentat im letzten Moment verhindern. Dieser Vorfall wurde aus Angst vor möglichen Konsequenzen aber lange nicht an die Öffentlichkeit getragen. Wenn der Plan Scherhaufs gelungen wäre …
Daten & Fakten
- Kloster am Papier aufgehoben
- Zentrum für Musik und Theater
- Mundartdichter Pater Maurus Lindemayr
- Kupfersticher Pater Koloman Fellner
- Attentat auf Napoleon verhindert
Landkarte aus der Zeit Joseph II.
Lambach auf josephinischer Landkarte