In der Rüstkammer des Geistes
Wo wäre das Thema mönchischer Wissenschaftspflege und klösterlichen Schulwesens besser aufgehoben als in der barocken Bibliothek des Stiftes?
Bibliotheken als „Rüstkammern des Geistes“ sind seit jeher fester Bestandteil jedes Benediktinerklosters, genießt doch gerade im Christentum die Bibel als das Buch der Bücher besondere Wertschätzung – und diese zu lesen müssen Mönche imstande sein.
Lesen wurde daher zu einer unabdingbaren Fähigkeit. Bildung und Glaube gingen so eine überaus glückliche und äußerst produktive Verbindung ein. Klöster wurden im Mittelalter zu Zentren der Bildung.
Das Wissen aus den vielen Disziplinen wurde in den Klosterbibliotheken aber nicht nur gehortet, sondern auch erweitert und in den Klosterschulen an die nächsten Generationen weitergegeben.
Vermächtnis des klösterlichen Skriptoriums
Schon bald nach der Gründung des Klosters hatte sich im Hause auch ein Skriptorium (Schreibstube) befunden. In der Not der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelangte eine große Anzahl an Fragmenten mittelalterlicher Handschriften aus der Stiftsbibliothek in den internationalen Handel. Die meisten davon befinden sich heute in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University in New Haven (Connecticut).
60.000 Bände in der Stiftsbibliothek
Die 1699 barockisierte Stiftsbibliothek nimmt zwei Räume ein und umfasst etwa 60.000 historische Bände.
Der auffällig niedrige Große Bibliothekssaal ist über die ganze Decke hinweg mit Fresken und Al-Secco-Malereien von Melchior Steidl und einem seiner Schüler gestaltet. Diese zeigen neben der zentralen Darstellung des 12-jährigen Jesus bei den Schriftgelehrten im Tempel die vier lateinischen Kirchenväter: Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius. Daneben sind die personifizierten Wissenschaften zu sehen: Musik, Astronomie, Geometrie, Arithmetik, Grammatik, Dialektik, Geschichtsschreibung und auch die geheimnisvolle Alchemie.
Vieles trägt die Handschriften der Äbte
Abt Severin Blaß (1678-1705) hat den Ausbau betrieben. An der Westseite des Bibliothekssaales ist sein Wappen angebracht. Eine beachtenswerte Kunsttischlerarbeit ist das mit prächtigen Einlegearbeiten geschmückte Bücher-Drehpult oder auch Leserad der Mönche, das als Unterbau einen Schreibtisch hat.
Es ist ein Unikat aus 1730 und trägt das Stifts-, Konvent- und Personalwappen des Abtes Gotthard Haslinger (reg. 1725-1735).
Daten & Fakten
- In heutiger Form seit 1699
- Etwa 60.000 Bände
- Leserad als Kunsttischlerarbeit
Die Stiftsbibliothek kann während einer Führung besichtigt werden.
Bücherregal in der Stiftsbibliothek