Humanismus & Wissenschaft

Das Skriptorium im Aufschwung

Im 15. Jahrhundert erlebte das Skriptorium einen neuen Aufschwung. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Papierhandschriften. Geschrieben wurde vor allem mit gespitzten Federkielen. Tinte stellte man aus Ruß, Galläpfeln oder Eisenvitriol her. Mit einem Eisenstift oder einem Griffel wurden feine Rillen ins Pergament gezogen, um eine gerade Zeile zu erhalten. Farben gewann man etwa aus verschiedenen Erden, Färberpflanzen oder aus zermahlenen Steinen.

Von großer Kunstfertigkeit zeugen die Lederschnitteinbände, die in der Buchbinderwerkstatt angefertigt wurden. Leider wanderten zahlreiche prunkvolle Codices aus Lambach im Laufe der Zeit in Bibliotheken auf der ganzen Welt ab.

Geistige Entwicklung der Geistlichen

Der Leitspruch der Benediktiner „Ora et labora et lege – Bete, arbeite und lies“ beinhaltet das Lesen geistlicher Schriften als wichtiges Element eines mönchischen Lebens. Die Lektüre bildet gleichzeitig die wichtigste Voraussetzung für die wissenschaftliche Arbeit und Forschung – deshalb wurden Klöster bald zu Zentren der Gelehrsamkeit.

Auch in Lambach widmeten sich die Mönche der Wissenschaft. Die große Zeit der Wissenschaftspflege erlebte das Stift vor allem zur Zeit des Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert.

Große Verdienste erwarb sich Abt Johannes Swerzwadel (1474-1504). Er brachte reges Interesse für die schönen Künste sowie für die Mathematik und die Astronomie mit. Selbst als Wissenschafter tätig, pflegte er Kontakt mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, vor allem mit dem Humanisten Conrad Celtis (1459-1508).

Abt Johannes ließ auch den Bestand der Bibliothek erweitern, wobei besonders Werke antiker Autoren Interesse erregten. Mitbrüder aus Lambach studierten an der Universität Wien, ab 1622 an der Benediktineruniversität Salzburg. Ab dem 17. Jahrhundert brachte das Stift einige Professoren hervor: Der erste war der Philosoph Pater Kilian Halmschmidt.

Passionsspiele der Gebetsbruderschaften

Ein Zeichen der Volksfrömmigkeit waren die Bruderschaften – Vereinigungen, die das Gebet in bestimmten Anliegen pflegen. Meist im Barock entstanden, kannten die Gebetsbruderschaften als Frömmigkeitsformen vor allem Anbetungsstunden, Andachten und Wallfahrten. Im 17. Jahrhundert führten sie in Lambach auch Passionsspiele auf.

Unter Joseph II. waren die Bruderschaften verboten, im 19. Jahrhundert erlebten sie wieder einen bedeutenden Aufschwung. So wurden in Lambach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Rosenkranz- und die Loreto-Bruderschaft wiedererrichtet und die Erzbruderschaft von der ewigen Anbetung gegründet.Lambach war auch der Hauptsitz dieser Gebetsvereinigungen.

Neben den Bruderschaften prägten auch die Innungen das religiöse Leben mit ihren Frömmigkeitsformen: an der Traun waren das besonders die Schiffleute und Fischer.

Zentrum für Theater und Musik

So wie in anderen Benediktinerklöstern erfreute sich das Theater auch im Stift Lambach großer Beliebtheit. Um 1570 fanden hier die ersten Aufführungen statt. Gespielt wurden meist Dramen mit antiken Themen und Oratorien, die auch szenisch präsentiert wurden.

Um 1580 wurde das „Lambacher Regal“ gebaut, eine transportable Truhenorgel, die im Stift lange Zeit bei festlichen Anlässen verwendet wurde. Heute ist diese besondere Rarität des Instrumentenbaus im Kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern.

Ende des 16. Jahrhunderts wurde in der Lambacher Schreibstube die so genannte „Lambacher Marienklage“ aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Wechselgesang zwischen der Jungfrau Maria und dem Apostel Johannes, die unter dem Kreuz den Tod Jesu Christi beklagen.

Daten & Fakten

  • Fokus auf Lesen, Schreiben & Wissenschaft
  • Gebetsbruderschaften entstehen
  • Stift als kulturelles Zentrum
  • Theater ab 1570

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