Gotische Stiftskirche weicht barockem Kirchenbau
1652 ließ Abt Plazidus Hieber die gotische Stiftskirche mit dem noch bestehenden romanischen Langhaus weitgehend niederreißen und an derselben Stelle einen einschiffigen barocken Kirchenbau errichten. Dabei handelt es sich um eine der bedeutendsten frühbarocken Kirchen, die in Österreich zu finden sind.
Die Kirche wurde vermutlich nach einem Entwurf von Hofingenieur Philiberto Lucchese gebaut, der auch bei der Traunverbauung tätig war. Im Langhaus befinden sich in den Seitenwänden tonnengewölbte, seichte Altarnischen. Zwischen den ionischen Doppelpilastern wurden Nischen mit Statuen des Regensburger Bildhauers Christoph Abraham Walter 1655/56 angebracht. Die Figuren stellen Christus, Maria, den hl. Josef, hl. Johannes den Täufer und die Apostel dar. Das Stichkappentonnengewölbe wurde höchstwahrscheinlich von Thomas Zaisel aus Linz um 1655 stuckiert.
Deckenfresken zeigen Szenen aus dem Marienleben
Die schönen Deckenfresken stammen vorwiegend von Melchior Steidl und wurden 1698 vollendet. Die Mittelfelder im Langhaus und im Chor zeigen Szenen aus dem Marienleben: Opferung, Tempelgang, Vermählung, Verkündigung und Heimsuchung. Die Seitenaltäre haben keinen Aufbau, sondern bestehen nur aus Gemälden in Rahmen.
Neben dem Fronbogen befinden sich die Gemälde „Kreuzigung“ und „Pfingstfest“. Ein Glasschrein am neuen Zelebrationsaltar birgt die Gebeine des hl. Adalbero. An der Nordseite des Langhauses sieht man das „Rosenkranzbild“, „Martyrium des hl. Placidus“ und „hl. Sebastian“; an der Südseite „Übergabe der Reliquien des hl. Julian an Erzherzogin Claudia“, „hl. Benedikt“ und „Tod des hl. Josef“.
An der Südseite der Kirche befindet sich die Deckplatte des Stiftergrabes mit dem Marmorhalbprofil des hl. Adalbero.
Die von Orgelbauer Christoph Egedacher geschaffene Orgel wurde 1657 aufgestellt und 1668 von Johann Freundt erweitert.
Hochaltar mit Bild Mariä Himmelfahrt
Der mächtige Säulenhochaltar wurde wahrscheinlich von Antonio Beduzzi entworfen und vom Linzer Johann Spaz von 1711 bis 1717 ausgeführt.
Das Altarbild „Mariä Himmelfahrt“ stammt von Joachim von Sandrart und war Bestandteil des alten Altares. Er hat auch alle anderen Altarblätter gestaltet und bezeichnete diese Gemälde als seine besten Arbeiten.
Die überlebensgroßen Statuen der hll. Kilian und Maximilian sowie der hll. Katharina und Barbara wurden von Lorenzo Mattielli geschaffen.
Ein überaus reizvolles Werk ist das Taufbecken in Muschelform, welches vom kindlichen Johannes dem Täufer und einem Engel mit dem Wappen von Abt Severin Blaß (reg. 1678-1705) getragen wird.
Die Stiftskirche ist Mariä Himmelfahrt – Hochfest am 15. August – und dem hl. Kilian – Gedenktag am 8. Juli – geweiht.
Viele Kostbarkeiten in der Schatzkammer
An die Sakristei schließen die vier Räume der Schatzkammer an.
Die Stuckverzierungen datieren um 1680 und stammen wie in der Stiftskirche vermutlich vom Linzer Künstler Thomas Zaisel. Die barocken Deckenfresken aus der Zeit um 1700 schufen die Gebrüder Grabenberger aus der Wachau.
Aufbewahrt werden in der Schatzkammer des Stiftes wertvolles liturgisches Gerät und kostbare Paramente, welche aus mehreren Jahrhunderten stammen. Hervorzuheben sind neben all den wertvollen Kleinodien der spätgotische Abtsstab, „Benediktskrümme“ genannt. Das Silberaltärchen von Mathias Wallbaum (um 1630) ist Teil der Dauerausstellung.
Wertvollstes Stück ist der Adalberokelch
Der romanische Adalberokelch wurde der Klostertradition zufolge von Adalbero zu Ehren des hl. Kilian gestiftet. Die Darstellungen in den vier Bildfeldern der beckenartigen Cuppa (Schale) beziehen sich auf die Patrozinien der Stiftskirche. Sie zeigen zwei Szenen aus der Verkündigung Mariens, den hl. Kilian in bischöflichem Ornat sowie den Evangelisten Johannes. Die vier Medaillons am Kelchfuß zeigen die hll. Benedikt, Adalbero und Johannes den Täufer sowie die Kreuzigungsszene.
Nur noch die Cuppa (Schale) stammt aus seiner Entstehungszeit (um 1200), der Fuß und der Knauf mussten 1810 bei einer Silberablieferung abgegeben werden und wurden erst 1862 vom Kölner Meister Gabriel Hermeling ersetzt.
Der Kamm des Adalbero
Der Klostertradition zufolge stammt ein Elfenbeinkamm in annähernd quadratischer Form aus dem Besitz des hl. Adalbero. 1560 wird er in einem Inventar des Stiftes genannt. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde der Kamm auch bei den Reliquienprozessionen mitgetragen. 1699 und 1789 sind Heilungen von Kopfschmerzen durch die Verwendung des Kammes belegt. Die Zuweisung des Kammes in die Zeit der Romanik gilt als gesichert.
Daten & Fakten
Stiftskirche
- Baubegin 1652
- Auftraggeber Abt Plazidus
- Gottesmutter und hl. Kilian geweiht
Schatzkammer
- liturgisches Gerät und kostbare Paramente
- wertvollstes Stück ist der Adalberokelch
Mariä Himmelfahrt (c) THE BEST Kunstverlag
Tempelgang Mariens (c) THE BEST Kunstverlag
Blick auf Orgel (c) THE BEST Kunstverlag
Impressionen
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Bildnachweis:
Stiftskirche (Kopfbereich dieser Seite ) (c) THE BEST Kunstverlag