Beinahe 1000 Jahre

alte Fresken

Eine kulturhistorische Sensation

Sie entstanden vor 1089, wurden 1868 wiederentdeckt, sind eine kulturhistorische Sensation und zählen zu den bedeutendsten Kunstwerken Europas aus dem 11. Jahrhundert: die romanischen Fresken im Stift Lambach, die unter den wenig erhaltenen herausragenden nördlich der Alpen. Auch inhaltlich bieten sie eine Besonderheit in der Kunstgeschichte, denn sie zeigen die Erscheinung des Herrn, im Volksmund als Heilige Drei Könige bekannt.

Christliche Darstellungen in 23 Mauerfeldern

Dazu gibt es wenige Vergleichsbeispiele in der christlichen Ikonografie. Der Gedanke der Epiphanie (Gottesoffenbarung Jesu), Theophanie (Offenbarung Gottvaters im Leben Jesu) und des Testimoniums (Zeugnis für Gott im Leben Jesu) entstammt dem „officium stellar“, einem Seelsorgespiel des frühen 11. Jahrhunderts aus Gorze in Lothringen, das über das Mutterkloster Münsterschwarzach nach Lambach kam.

In 23 Mauerfeldern werden Ereignisse aus dem Neuen Testament und apokryphen (nicht in den biblischen Kanon aufgenommenen) Schriften gezeigt. Im Zentrum stehen der Stern von Betlehem als Orientierung für Suchende und das Bild Jesu Christi.

Das Kuppelfresko unter dem Südturm stellt „Die Weisen (Magier – auch als Heilige Drei Könige bekannt) vor Herodes und den Schriftgelehrten“ dar.

An der Westwand befinden sich unten die „Versuchung Christi auf den Zinnen des Tempels zu Jerusalem“ und oben der „Sturz des Königs Herodes Agrippa I.“; an der Südwand unten „Versuchung Christi, Steine in Brot zu verwandeln“ und oben, links vom Fenster, der „Selbstmordversuch des Herodes“; rechts „Herodes versucht, Antipater mit 100 Talenten zu bestechen“; an der Ostwand im südlichen Teil links „Traum Josefs“ und rechts „Rückkehr nach Nazareth“.

Das Kuppelfresko im Mitteljoch zeigt den „Zug der Magier nach Bethlehem“, „die Magier huldigen der Theotokos“; im Hintergrund des Thrones die aus dem „officium stellar“ bekannten „Hebammen“ und rechts davon „der Engel, der den Magiern im Traum erscheint und sie mahnt, nicht mehr zu Herodes zurückzukehren“.

An den Pfeilern des Gewölbes sind vier stark zerstörte Männerfiguren mit Schriftrollen zu sehen; die Figur am südwestlichen Pfeiler ist der Inschrift nach Abraham (Vater vieler Völker).

Am westlichen Mittelbogen befinden sich Fragmente von der „Versuchung Jesu auf dem hohen Berg“ und „wie Jesus aus der Synagoge von Nazareth verstoßen wird“; letztere sind Reste der Ausmalung in der ehemaligen rechteckigen Westapsis.

Die Kuppelfresken im Nordturm zeigen rechts „Heimritt der Magier“ und links „Darbringung Jesu im Tempel“. An der Westwand befinden sich unten „Selbstoffenbarung Christi bei der Heilung des Besessenen in der Synagoge zu Kapharnaum“ und oben „Der 12-jährige Jesus im Tempel mit den Schriftgelehrten, gefunden von Maria und Josef“.

An der Nordwand oben links vom Fenster erscheinen „Zeugnis Johannes des Täufers für Christus vor der Menge“ (Jesus kommt von links), rechts „Taufe Jesu“, unten „Jesus heilt die Schwiegermutter Petri“. Die Malereien an der Ostwand zeigen „Theophanie nach der Taufe Jesu“ und „Der gute Hirte“ (letztere ist eine Darstellung der seltenen Variante: Guter Hirt mit dem HI. Geist über sich schwebend).

Erst 1868 wiederentdeckt

Im ehemaligen Läuthaus waren 1678 Verstärkungsmauern im Raum unter den Türmen eingezogen und die dortigen Kuppeln übertüncht worden. Nach der Entdeckung von Gewölbefresken unter der Tünche im Jahr 1868 (restauriert 1956) vermutete man hinter den Verstärkungsmauern die Fortsetzung der Fresken an den Wänden.

Nach Sicherung der Türme konnten die Verstärkungsmauern entfernt und die Wandfresken freigelegt werden. 1965/66 wurde ein neuer Eingang links vom alten Westeingang der Kirche geschaffen. 1967 folgte die feierliche Eröffnung des Freskenraumes im ehemaligen Westchor der alten, 1089 geweihten Kirche, der sich mit einer Hauptarkade in drei Bögen zum Langhaus öffnete und erhöht über einer Krypta erbaut war.

Die Fresken können sowohl bei der Dauerausstellung als auch bei einer Führung besichtigt werden.

Daten & Fakten

  • Entstehung: vor 1089
  • Wiederentdeckung: 1868
  • Älteste romanische Fresken nördlich der Alpen
  • Bekanntestes Motiv: Lambacher Christus

Hl. Drei Könige Anbetung (c) THE BEST Kunstverlag

Zwölfjähriger Jesus (c) THE BEST Kunstverlag

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Impressionen

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Romanische Fresken (Kopfbereich dieser Seite ) (c) dualpixel.at/Martin Seifried