Musikarchiv

Älteste Noten aus 1650

Die Bedeutung der Musiksammlung im Stift liegt vor allem im reichen Bestand von Aufführungsmaterial aus dem 18. Jahrhundert. Das Archiv umfasst 4000 Musikalien, dabei handelt es sich fast nur um Handschriften. Die ältesten Noten stammen aus 1650, die jüngsten aus der Zeit nach 1945.

Die Sammlung spiegelt den Musikgeschmack der seinerzeitigen kulturellen Hotspots wie Neapel, Venedig, Mailand, Paris, Prag, Dresden, Berlin, Mannheim und Wien wieder. Dorthin schickten die Lambacher Äbte immer wieder Kopisten, um alles Notenmaterial abzuschreiben, das ihnen für die Verwendung im Stift Lambach passend schien. Aber Lambach war auch immer wieder Anlaufstelle für durchreisende Musiker, die hier konzertierten und oft auch Noten hinterlassen haben.

Mozart und Haydn in Lambach

Wolfgang Amadeus Mozart und Michael Haydn pflegten Zeit ihres Lebens freundschaftliche Beziehungen zum Kloster Lambach. Eine der bedeutendsten Handschriften im Archiv ist sicher Mozarts sogenannte „Lambacher Sinfonie“ (KV45a). Er hat sie wahrscheinlich in Den Haag komponiert und in einer überarbeiteten Fassung im Jänner 1769 dem Lambacher Abt Amandus Schickmayr gewidmet. Auf dem Titelblatt findet sich die Aufschrift „Sinfonia … del Sig:re Wolfgango Mozart. Dono Authoris. (ein Geschenk des Autors) 4ta Jan: 769“.

Den Musikgenuss kultiviert

Auch wenn man bis heute den Großteil eines Möchnslebens mit Fug und Recht im Licht des Glaubens und der Frömmigkeit vermutet, so waren es doch die Klöster, die den Genuss zu kultivieren verstanden.

Die Musik spielte dabei eine willkommene Doppelrolle, denn sie war einerseits zum weltlichen Genuss geeignet, andererseits konnte man durch sie besonders gut auch religiöse Gefühle zum Ausdruck bringen. Das spiegelt sich auch in der Lambacher Sammlung wider, die zu zwei Dritteln aus geistlicher, zu einem Drittel aus weltlicher Musik besteht. Das Trägermaterial von Musik hat im Vergleich zu anderen „Papierkünsten“ schlechte Karten, denn bei Gemälden oder Kupferstichen sind Sinn und Inhalt auf den ersten Blick erkennbar.

Ein Notenblatt hingegen sieht für den Laien kryptisch aus: viele schwarze Punkte, Striche, Zahlen, und vielerlei andere Kritzeleien, gelegentlich sogar schwarze Löcher, gefressen von etwas zu scharf angerichteter Eisengallentinte.

Amadeus kommt nicht von Amandus …

Wolfgang Amadeus Mozart und sein Vater Leopold waren mit Abt Amandus Schickmayr befreundet, was die Kreativen unter den Historikern gleich zur Annahme verleitete, der berühmte Wolfgang habe seinen Beinamen vom Lambacher Gottesmann. Fehlmeldung: denn taufurkundlich hieß Mozart Gottlieb, woraus er später den latinisierten und international wohlklingenden Künstlernamen „Amadeus“ ableitete.

Den letzten bedeutenden Bestand der Sammlung bilden die Hauskomponisten. Unter ihnen besonders von Interesse der aus Salzburg stammende Joseph Balthasar Hochreither (1669-1731), der vom Innviertel nach Lambach gekommene Organist, Komponist und ausgewiesene Waidmann Maximilian Röll (um 1695-1757), Anton Obermaier und Johann Wittmann.

Bedeutende “Lambacher Musiksammlung”

Besonders Abt Amandus Schickmayr war ein leidenschaftlicher Musik- und Theaterliebhaber, daher geht auch ein beträchtlicher Teil der Sammlung auf seine Initiative zurück. Die Lambacher Musiksammlung zeigt besonders eindrucksvoll die gesamte Bandbreite und eignet sich daher hervorragend, um den musikalischen Kontext zu illustrieren, von dem Genies seiner Zeit wie Mozart, Haydn und Beethoven ihre Inspirationen bezogen.

Wenige wertvolle Instrumente erhalten

Die Instrumentensammlung wurde durch die Franzosenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch sind einige außergewöhnlich wertvolle Blasinstrumente erhalten, beispielsweise zwei Trompeten von Martin Friedrich Ehe, Nürnberg 1747, oder je eine Posaune von Wolf Wilhelm Haas, auch Nürnberg und Hanns Geyer (Wien 1681).

Die große Orgel der Stiftskirche ist ein Frühwerk des Christoph Egedacher aus Straubing (1657 fertiggestellt), im Lauf der Zeit mehrmals umgebaut und romantisiert, 1967 durch Johann Pirchner wieder zurückgeführt auf den barocken Zustand. Für den Chorraum ist ein Positiv von Johann Freundt nachweisbar, ebenso sind Arbeitsleistungen von Andreas Putz (beide Passau) im Archiv dokumentiert.

Das gesamte Musikarchiv online

Seit 2016 ist der Lambacher Archivbestand bei RISM, einer internationalen online-Datenbank für musikalische Handschriften, dokumentiert – Instrumental-, Vokal- und Kirchenmusik.

Daten & Fakten

  • Etwa 4000 Musikstücke
  • Stücke von W.A. Mozart und Michael Haydn
  • Eigene Hauskompositionen
  • Instrumentensammlung

Kontakt & Information

Gegen Voranmeldung
bei Dr. Peter Deinhammer.

Titelblatt der sogenannten “Alten” Lambacher Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart, links unten die Widmung “Dono Authoris 4ta Jan. 1769”

Titelblatt: Missa Ad Multos Annos – Festmesse zur Weihe von Abt Maximilian Pagl (19. April 1705) von Joseph Balthasar Hochreither (1669 – 1731) – Titelblattgestaltung: Pater Placidus Zinner

Impressionen

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