Einst klösterlicher Speisesaal
Beim Sommerrefektorium, dem klösterlichen Speisesaal, handelt es sich um einen der prächtigsten Räume im Stift. Der Vorstellungswelt des Barock entsprechend sollten für die hier gehaltene Agape, das Mahl der Nächstenliebe, groß dimensionierte Räume zur Verfügung stehen – mit einer ebensolchen Pracht, wie sie die Stiftskirche bietet.
Abt Maximilian Pagl vollendete die von seinen Vorgängern begonnene Neugestaltung des Stiftes durch die Errichtung des prachtvollen Sommerrefektoriums und des darüber liegenden Ambulatoriums. Am 1. April 1706 schloss der Abt mit Carlo Antonio Carlone einen Vertrag über diesen Bau ab. Darin verpflichtete sich der Künstler „solang die Arbeith bey solchem Gebey wehret, wenigsten Monatlich Einmahl … zu erscheinen“. Nach einem Bericht im Tagebuch des Abtes war das Sommerrefektorium 1708 vollendet.
Über den Hauptfenstern des Sommerrefektoriums sind Reliefbüsten von Ordensstiftern und zu beiden Seiten der Fenster in Stuckrelief zwanzig Darstellungen der Tugenden zu sehen.
Fünf großartige Fresken
Die fünf großen Fresken malte Wolfgang Andreas Heindl aus Wels: an der Ostseite „die Versuchung Christi“, an der Westseite „die Darstellung des hl. Adalbero, wie er das Kloster der Gottesmutter weiht“. Die Deckengemälde stellen folgende Motive dar: den „Mannaregen“, „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ und in der Mitte „das Gastmahl im Hause Simons“, an dessen Ecken die vier Erdteile zu sehen sind.
Die medaillonartigen Wandbilder von einem unbekannten Maler sind Darstellungen aus dem Leben des hl. Benedikt und gegenüberstellende Szenen aus dem Alten Testament.
Die schön verzierte Lesekanzel mit zweiseitigem Aufgang ist eine Arbeit von Balthasar Melber aus Enns.
Heute bietet das Sommerrefektorium, außerhalb der Klausur, den Rahmen für besonders festliche Anlässe im Stift und wird dank der hervorragenden Akustik für Konzerte genutzt.
Einst Raum für die Erholung
Das Ambulatorium entstand Anfang des 18. Jahrhunderts als barocker Prunkraum. Es diente der Erholung (Rekreation). Hier sind einige der bedeutendsten und 1708/09 entstandenen Stuckarbeiten von Diego Francesco Carlone zu bewundern. In den Reliefs werden „Das Opfer Isaaks“, „Simson im Kampf mit dem Löwen“, „Jakob ringt mit dem Engel“, „Tobias fängt den Fisch“, „Jakob und Esau“ sowie „die Kundschafter mit der Traube“ dargestellt.
Die Statuen in den Nischen verkörpern die Könige Salomo (Westen) und David (Osten).
Die Deckengemälde aus derselben Zeit zeigen Darstellungen aus dem Alten Testament: an der Decke„ Elias wird in den Himmel aufgenommen“, im Osten „Jakobs Traum“, im Westen „Dankopfer Noahs“,
an der Nordseite „Simson bindet Fackeln an die Schwänze von Füchsen, um die Ernte der Philister zu vernichten“, „Gideon erwählt die Soldaten durch das Trinken am Fluss“ und „Turmbau zu Babel“,
an der Südseite „Moses lässt über dem Heer Pharaos das Rote Meer sich wieder schließen“, „Josua gebietet der Sonne stillzustehen“ und „Simson erschlägt mit dem Kinnbacken eines Esels die Philister“.
Daten & Fakten
Sommerrefektorium
- Funktion: Speisesaal
- Erbauer: Abt Maximilian Pagl
- Bauzeit: 1706-1708
- Künstler: Carlo Antonio Carlone
Ambulatorium
- Funktion: Prunkraum zur Erholung
- Bauzeit: Anfang des 18. Jahrhunderts
das Gastmahl im Hause Simons
Moses schlägt Wasser aus dem Felsen
Tipp: „Veranstaltung im Sommerrefektorium“
Das Sommerrefektorium kann während einer Führung besichtigt und auch als außergewöhnlicher Saal mit hervorragender Akustik für Veranstaltungen gebucht werden.
Impressionen
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Bildnachweis:
Sommerrefektorium (Kopfbereich dieser Seite ) (c) Herwig Füreder