Die Lambacher Sinfonien

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Sinfonie G-Dur – Leopold Mozart (1719-1787)
Sinfonie G-Dur KV 45a – Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Musiker: LamBacchus Amandus (auf Originalinstrumenten)
Leitung: Peter Deinhammer

Gesamtspielzeit: 33 Minuten

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Beschreibung

Die Lambacher Sinfonien der Familie Mozart

Vater und Sohn Mozart waren Anfang September 1768 von Salzburg aus zu einer Ost-Österreichreise aufgebrochen. Am 12. September trafen sie in Lambach ein und gastierten im Stift, denn Abt Amandus Schickmayr (reg. 1746-1794) war mit Leopold Mozart befreundet. Anfang Jänner 1769 traten sie die Rückreise an und auch dabei machten sie in Lambach Station. Weil sie nun im Stift schon zum zweiten Mal freundlich aufgenommen wurden, schenkten die beiden Musiker dem Abt als Dank zwei Sinfonien, die sie zufällig (?) im Handgepäck hatten. Eine war am Titelblatt bezeichnet mit „Del Sig:re Leopoldo Mozart“, die andere mit „Del Sig:re Wolfgango Mozart“; beide stehen in G-Dur, weisen die gleiche Besetzung auf und tragen im Titel den Zusatzvermerk: „Donò Authoris / 4ta Jan: 1769“ (Übers.: ein Geschenk des Autors, 4. Jänner 1769). Von Leopold Mozart war dies nicht die erste Sinfonie, die in das klösterliche Musikarchiv einging, denn in einem Katalog von 1768 sind zumindest 15 Sinfonien von ihm verzeichnet (heute alle verloren). Als sich das Wunderkind Wolfgang Mozart spätestens ab den frühen 1780er-Jahren über die Allüren der Jugend erhob und sein Ruf als virtuoser Opernkomponist allmählich jenen seiner kindlichen Zirkusparaden übertönte, gerieten seine Frühwerke in Vergessenheit. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Zuge der Wiederentdeckung der Alten Musik, richtete sich das öffentliche Interesse auch vermehrt auf die musikalischen Wurzeln der großen Klassiker. Im Jahr 1923 forschte in Lambach ein Universitätsprofessor namens Wilhelm Fischer und fand die beiden Sinfonien von Wolfgang und Leopold Mozart. Er berichtete darüber im Mozart-Jahrbuch 1923 und im April 1925 wurde die Sinfonie Wolfgangs durch das Orchester des Männergesangsvereins 1846 Lambach erstmals wieder aufgeführt. In den frühen 1960er-Jahren brach schließlich die deutsche Musikwissenschafterin Amelie Abert einen Autorenstreit vom Zaun. Sie behauptete, aufgrund von stilistischen Untersuchungen nachweisen zu können, dass jene Sinfonie, die in Lambach mit „Wolfgango“ bezeichnet war, nicht von diesem stammen könne, weil ihr die Satztechnik des Werkes für einen 12-jährigen Knaben zu professionell erschien. Andererseits entdeckte sie in jener, die mit „Leopoldo“ bezeichnet war, kompositorische Schwächen, hinter denen sie nicht den erfahrenen Musiker und Vizekapellmeister Leopold Mozart vermutete. Als Ursprung und Erklärung für ihre Hypothese nannte sie die Möglichkeit, dass der Kopist schlichtweg die Umschläge der Stimmenkonvolute vertauscht habe. Dass Abert nicht Recht behalten sollte, konnte im Zuge der Neuen Mozart-Ausgabe aufgeklärt werden. Gerhard Allroggen widerlegte Abert 1984, indem er auf eine damals neu entdeckte Frühfassung von jener Sinfonie verwies, die in Lambach mit „Wolfgango“bezeichnet ist. Dieses Basiswerk der nachmaligen Lambacher Sinfonie wurde bereits 1766 in Den Haag komponiert und dort am Titelblatt durch die Hand Leopolds als eine Sinfonie des Wolfgang bezeichnet (heute in der Bayr. Staatsbibliothek München aufbewahrt). Es lag also in Lambach keine Vertauschung der Titelblätter vor.Die Sinfonie Leopolds schöpft ihren musikalischen Gehalt aus der instrumentalen Spielfreude und der Bildung von Kontrasten. Gleich am Beginn des ersten Satzes verblüfft das Thema in Takt 2 durch eine abdunkelnde Modulation zur Subdominante. Diese eröffnende harmonische Irritation wirft ihren Schatten gleichsam auf die unmittelbar folgenden Takte voraus und die Grundtonart festigt sich erst wieder durch den entschlossenen Tutti-Einsatz. Über ein polyphones Seitenthema und einer von wild auffahrenden Tonleitern und unisono geführter Chromatik geprägten Durchführung findet der erste Satz in seiner Reprise zu einem stabilen Ausgleich.Der zweite Satz, ein ruhiges Andante, bildet großteils einen Dialog zwischen den beiden Violinen, Bratsche und Bassi bestätigen ihrerseits einzelne Kommentare der Oberstimmen, während Oboen und Hörner in diesem Satz völlig schweigen. Das Menuetto samt Trio erfüllt in seiner zweitaktig angelegten Melodik und durch die liedhafte Form (A-B-A) zunächst alle Regeln der Kunst. Ein erfrischender Tanzsatz, der aber – mit Blick auf das Finale – auch noch Wünsche offen lässt.Am Schluss der Sinfonie steht ein wahres Feuerwerk, ein schneller Rundtanz, der keine Zeit zum Aufatmen lässt, ehe nicht das Ende des Werkes erreicht ist. Er wird initiiert von steil abstürzenden, melodielosen Dreiklängen, die in ihrer harmonischen Abfolge an die extravagante Modulation am Anfang des ersten Satzes erinnern. Wenig später reduziert sich der Klang und drängt das melodiöse Element zu Gunsten rhythmisch akzentuierter Tonwiederholungen noch mehr in den Hintergrund. Kontrastierend dazu erklingen dann endlich die solistisch anmutenden Intermezzi der ersten Violine, die nicht nur für willkommene Abwechslung sorgen, sondern durch ihren freundlich-folkloristischen Duktus den furiosen Satz erst zu einem zusammenfassenden Sympathieträger machen. So jung der Autor gewesen sein mag, das Werk Wolfgangs atmet Symphonik. Zwar dominiert auch hier die Lust an der Bewegung, die rein instrumentale Materialbeherrschung, doch kommt sie nicht zur Anwendung, ohne dass der künstlerische Experimentiergeist des 10-Jährigen nicht die Virtuosität in seinen Dienst zu stellen wusste. Gleich am Anfang des ersten Satzes zeigen sich die Violinen kunstfertig in lang anhaltenden Tremolo-Passagen. Fast vergisst man angesichts dieser Artistik jedoch, dass der junge Komponist dabei in raffinierter Art die Violinen um ihre Standardaufgabe bringt, nämlich um die erstmalige Vorstellung des Hauptthemas. Das obliegt in dieser Exposition, bar jedes Vergleichsfalls in Mozarts Symphonik, den Bässen. Noch deutlicher wird das Ausspielen der hohen Stimmen gegen die tiefen durch den gezielten Einsatz der Bläser. Die außergewöhnlich hohe Lage der Hörner dient nicht nur der Furcht der Hornisten, sondern sie posieren dadurch elegant in Schwindel erregender Höhe den ungeduldig nach Struktur haschenden Violinen, während die Bässe hingegen in ihrem Thema majestätisch gefasst Mozarts Tempovorschrift gerecht werden. Die Oboen imitieren in den ausgeprägten Diskantpassagen klanglich nahezu den Glanz der fehlenden Trompeten. Die Dominanz der Fundamentstimmen nimmt im Verlauf des Satzes ab und übergibt das festliche Thema in zweiter Linie durchaus auch an die Violinen. Der zweite Satz könnte aufgrund seiner selbstredenden schlichten Schönheit ohne Worte bleiben, es sei nur auf Mozarts bedeutsame Behandlung der Mittelstimmen hingewiesen, die in ihrem Laufwerk jenes Perpetuum mobile bilden, von der sich das fabelhafte Thema behutsam getragen weiß. Ein hurtiges Presto löst die insistierende Meditation des Mittelsatzes auf; paarweise Taktstruktur mit markantem Kopfmotiv am zweiten Takt. Freie Fahrt ins Ziel.

 

LamBacchus Amandus

wurde 2003 von Peter Deinhammer als Orchesterplattform gegründet, auf der sowohl in semiprofessioneller als auch in professioneller Besetzung und sowohl mit modernem als auch historischem Instrumentarium musiziert wird. Hauptsächlich tritt das Ensemble bei Musiktheaterproduktionen des Barocktheaters im Stift Lambach auf, aber auch die Konzertliteratur lässt es sich ein Anliegen sein.

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,3 kg